Die verschiedenen Phasen der Welpenentwicklung

1.- 7. Lebenstag

Das Dasein des Welpen wird vor allem durch Berührungs-, Wärme- und Geruchsreize beeinflusst. Die Mitter spielt dabei die entscheidene Rolle, weil die Welpen mit geschlossenen Augen und Ohren geboren werden. Die Mutter bildet in der Seitenlage ein schützendes, körperliches U um die Welpen. Die vorwiegenden Verhaltensweisen bei den Welpen ist in dieser Zeit das Krabbeln, Suchpendeln sowie komfort- und stoffwechselbedingtes Verhalten. Diese Phase wird auch oft als vegetative Phase beschrieben, die jedoch mit einem Zeitraum von zwei Wochen (bis zum Öffnen der Augen und Ohren) angegeben wird.

Übergangsphase (8.- 16. Lebenstag)

Der Aktionsraum der Welpen erweitert sich auf die gesamte Wurfkiste, die Mutter ist dennoch der wichtigste Bezugspunkt. Während dieser Phase fangen die Welpen an zu stehen, sitzen, gehen sowie lokalisiertes Harnen und Koten. Außerdem kann man erste zielgerichtete Verhaltensweise in Richtung der Mutter und den Wurfgeschwistern erkennen. Der Welpe öffnet die Augen zwischen dem 10. und dem 16. Tag. Der Gehörgang geht kurze Zeit später auf.

Periode der Zuwendung zur Außenwelt (ab dem 17. Lebenstag)

Sobald die Welpen alle Sinne, vorallem auch Augen und Ohren endlich geöffnet haben, können sie ihre Umwelt erkunden. Nun finden die ersten Versuche statt, die Wurfkiste zu verlassen und seine Aktivitäten auf den gesamten Welpenbereich auszudehnen. Ab dieser Zeit wird auch allmählich mit dem Zufüttern angefangen. Die Welpen müssen dabei lernen, dass man Nahrung auch kauen kann. Als neue Verhaltensweise kommt nun das Sozialspiel dazu. Die Spielsequenzen sind sehr kurz, da die Welpen sehr schnell ermüden. Der Welpe ist jetzt auch in der Lage seine Körpertemperatur weitestgehend selbst zu regulieren.

Sozialisierungsphase (3.-12. Lebenswoche)

Diese Phase wird auch als sensible Phase bezeichnet, da der Welpe während diese Zeit alle Verhaltensweise lernt, die er im Umgang mit anderen Hunden benötigt. Mit Abschluss der Sozialisierungsphase wird die Juvenilphase eingeläutet. Besondere Bedeutung  haben die 6.- 8. Woche, da der Welpe während dieser Wochen am meisten lernt. Aus diesem Grund basiert auch die Empfehlung den Welpen besonders während dieser Phase neuen Reizen bekannt zu machen. Versäumnisse aus dieser Zeit lassen sich später so gut wie gar nicht im späteren Hundeleben aufholen.

Rang- und Rudelordnungsphase (4.- 6. Lebensmonat)

Ab der 12. Woche ist es schwierig, die Phasen noch genau einzuteilen. Dies hängt zum einen von der individuellen Entwicklung der Hunde ab, zum anderen aber auch von der Rasse. Kleine Rasse sind eher erwachsen als große. Bei den Aussies gibt es die Faustregel, dass der Aussie, bis er vollständig erwachsen ist, für jedes Bein ein Jahr braucht. Aus persönlicher Erfahrung können wir dies nur bestätigen. Bis zum 3. / 4. Lebensjahr wird man immer wieder mit Höhen und Tiefen der Entwicklung konfrontiert.

Im Groben lässt sich aber sagen, dass in dieser Phase der Welpe sich in sein Umfeld einfügt. Der Mensch oder andere im Haushalt lebende Tiere werden auf ihr Verhalten geprüft. Deutlich wird dies, dass der Folgetrieb des Welpen, der bis zur 16. Woche besteht, aufhört und der Junghund seinen Radius deutlich vergrößert.

Wichtig ist während dieser Zeit auch, dass der Welpe bis zur 20. Woche viele unterschiedliche Situationen kennengelernt hat. Unsere Therapie- und Assistenzhunde haben bis zur 20. Woche bereits einmal eine Schule mit Kindern und ein Seniorenwohnheim kennengelernt. Natürlich findet alles altersentspechend und in kurzen Einheiten statt. Hierbei bietet es sich an, einen erwachsenen souveränen Hund mitzunehmen, da der Junghund sich das Verhalten der erwachsenen Hunde abschaut und so am einfachsten lernt, wie er sich zu verhalten hat. Jede gute Hundeschule sollte Stadtrunden anbieten, in denen Junghunde und erwachsene Hunde gemeinsam unterwegs sind. In der Gruppe fällt es dem Junghund besonders leicht seine Ängste zu überwinden.
Dies alles ist so wichtig, da sich bis zur 20. Woche die Synapsen im Gehirn an intensivsten ausprägen und einmal Gelerntes für das restliche Leben abgespeichert wird. Das betrifft sowohl positive als auch negative Erlebnisse. Zwar kann der Hund auch später noch Erfahrungen verarbeiten und neue Situationen kennenlernen, aber eben nicht mehr so leicht und spielend wie bis zur 20. Woche.

Pubertätsphase (6.-7. Lebensmonat)

Während der Pubertät hebt der Rüde zum ersten Mal sein Bein und die Hündin wird das erste Mal läufig. Auch hier gibt es wieder rassebedingte Unterschiede. Kleine Hunderassen haben eine frühe und eher kürzere Pubertätsphase, große Rassen eine spätere und längere Phase. Während diesem Abschnitt spielen die Hormone der Hunde verrückt und man hat das Gefühl, dass die Hunde alles, was sie gelernt haben, vergessen haben. Während dieser Zeit kommen alle Schwächen des Hundes zum Vorschein, z. B. ängstliches Verhalten. Hierbei gilt die Prämisse nicht aufzugeben, sondern mit liebervoller Konsequenz dem Junghund zu helfen, da er sich nicht absichtlich so verhält.  Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Hunde, die alleine in einem Haushalt leben, eher in die Pubertät kommen, als Hunde, die gemeinsam mit anderen Hunden leben.

Reifungsphase (7.-12. Lebensmonat)

Der Hund ist jetzt so weit fertig. Allerdings gibt es immer noch Entwicklungskurven. Oft werden die Hunde in diesem Abschnitt etwas größenwahnsinnig und testen noch einmal die erwachsenen Hunde aus. Außerdem zeigt sich jetzt, ob die Erziehung durch den Menschen erfolgreich war und der Hund eine Anleitung bekommen hat, wie er sich in verschiedenen Situationen verhalten soll. Schwerwiegende Versäumnisse können kaum oder nur mit sehr viel Arbeitseinsatz nachgeholt werden.